Wir haben gelernt… Sicherheit ist wichtig, Vertrautes gibt Halt, aber manchmal müssen wir uns auch von Dingen trennen, die uns nicht weiterbringen, die uns belasten, uns lähmen….
Ob wir uns vom Job trennen, eine Freundschaft beenden, uns von unrealistischen Zielen oder aus der ewigen Opferrolle verabschieden, all das kostet zunächst Mühe und oft handfeste Entscheidungen. Und es kann weh tun. Ganz ohne Risiko ist es auch fast nie.
Es hilft, sich den Vorgang des Loslassens einmal genauer anzuschauen und zu sehen, was dabei zu leisten ist – aber auch welche Belohnungen zu erwarten sind. Es beginnt damit, dass wir benennen, was in unserem Leben nicht mehr angemessen und sinnvoll ist, was stört, nervt, bremst oder uns belastet.
Neues zu wagen bedeutet, die Dinge anders als gewohnt zu machen. Das ist eine Herausforderung, denn Umlernen ist noch anstrengender als etwas Neues zu lernen. Es kostet jede Menge Willen und Einsatz, Tränen und auch Durchhaltevermögen und oftmals auch Mut, Mut dahingehend, neue Wege zu gehen, insbesondere auch im Beruf, denn wir sind dann zwar frei von diesem ungeliebten Job und den damit verbundenen Einschränkungen, aber wir müssen unsere finanzielle Absicherung neu definieren, uns neue Strukturen im Alltag schaffen. Mut ist auch, sich von Freunden zu trennen, die längst schon keine Freunde mehr sind, sondern eher zum „Gewohnheitsmensch über viele Jahre“ geworden sind. Ich habe gerade diese zwei Punkte vor einigen Jahren losgelassen. Dieser unliebsame Job ohne Motivation aufgrund der Chefetage, ohne Anerkennung, dafür immer mehr unbezahlte Überstunden, Mobbing, sexuelle Belästigung. Dann diese eine Freundin, mit er es zwar auch viele schöne und lustige Abende gab, aber die mich eigentlich auch in vielen Dingen nicht verstanden hat, neidisch war und wo ich eine regelrechte Erleichterung verspürte, als ich diese Freundschaft beendet hatte. Als ich nach dem letzten Gespräch mit ihr vor ihrer Haustür stand und den Wind und die kühle Luft um meine Nase spürte, war es wie ein Befreiungsschlag. Und trotz Gerichtsverhandlung mit dem ehemaligen Arbeitgeber, einem Burnout, der sich über mehrere Monate zog, meiner anstehenden, aber noch nicht durchgeplanten Selbstständigkeit, einer längeren Trennung und als alleinerziehende Mama von zwei Kindern schaffte ich es, loszulassen, mir neue Dinge aufzubauen, neue Wege zu gehen…
Bei jedem Loslassen schwingt auch die Angst vor dem Scheitern mit. Dieses Risiko besteht leider. Deshalb ist es wichtig, dass wir es als Entwicklungsprozess verstehen . Hierbei hilft uns Geduld. Es ist auch absolut in Ordnung in solchen Momenten an den alten, vertrauten Strukturen festzuhalten und sich Gedanken zu machen, wie man es anders anpacken kann oder ob man es tatsächlich noch will. Mir persönlich hat es allerdings immer geholfen, sozusagen ins „kalte Wasser zu springen“. Ich hatte in vielen Dingen in meinem Leben allerdings auch keine andere Wahl, sondern musste ganz einfach einen für mich passenden Weg finden. Dies hat auch immer irgendwie geklappt, weil ich mir bewusst gemacht habe, dass ich nicht zurück zu den alten Strukturen kann und auch nicht will. Viele Wege von mir persönlich gingen nicht gerade aus, sondern benötigten viele Abzweigungen, erforderten viel Glück, Durchhaltevermögen und einige „Auf und Ab“, viel schlaflose Nächte, viele Tränen, aber auch Glücksmomente und oftmals einfach den richtigen Menschen am richtigen Ort.
Veränderungen durch Loslassen, auch wenn sie teilweise schmerzlich sind, ermöglichen es, Dinge an uns und in unseren vielfältigen Beziehungen zu erkennen, die wir zuvor nicht wahrnehmen konnten. Durch Wandlung öffnen sich neue Räume, die wir für uns nutzen können. Wir werden freier und handlungsfähiger.
Die Erfahrung „ich kann auch anders“ stärkt das Selbstwertgefühl enorm, eine Kraft, die man gut gebrauchen kann. Die Fähigkeit loslassen zu können, wirkt sich positiv auf Körper und Seele aus. Sie stärkt einen und lässt einen nie wieder los.
