Eine enge Freundin von mir wirkte fast immer glücklich, ausgeglichen, fröhlich, optimistisch, aber in ihrem Inneren fühlte sie sich eines Tages leer, ausgelaugt, mit weniger Kraft, geringerer Ausdauer… Sie merkte es bei alltäglichen Dingen, aber eben auch beim wöchentlichen Sport. Sie schob es in erster Linie darauf, dass sie älter geworden war. Ein absoluter Irrtum, denn dafür sei sie noch viel zu jung, meinte ein sehr netter Arzt während einer speziellen Untersuchung zu ihr, da sich bei einer Routineuntersuchung seltsame Herzgeräusche herausgestellt hatten. Letztendlich ergab sich, dass sie unter einer Herzmuskelerkrankung litt. Für sie brach eine Welt zusammen, denn sie konnte sich nicht erklären warum gerade sie, die immer schon auf eine gesunde und ausgewogene Lebensweise geachtet hatte, so eine chronische Krankheit bekommen konnte. Sie war über Wochen, sogar Monate, traurig, mehr als besorgt, belas sich, suchte nach Antworten, schlief schlecht, machte sich Sorgen, weinte… Sie wurde medikamentös eingestellt und das bedeutete, dass ab sofort mehrere Medikamente mit verschiedenen Dosierungen ihr Leben begleiteten. Ihr Leben änderte sich von einem Tag auf dem anderen. Sie musste daher einen Weg für sich finden, um irgendwie mit dieser Krankheit zu leben, ohne dass sie tagtäglich präsent für sie war, denn eine chronische Krankheit ist herausfordernd. Sie rückte sich selbst mehr in den Mittelpunkt, sagte Termine ab, sogar eine Reise mit einer Freundin, weil ihr dazu einfach die Kraft fehlte, sie setzte andere Prioritäten, sortierte ihr komplettes Leben neu, sie änderte ganz einfach den Blick auf sich selbst.
Durch eine Krankheit lernt man es nicht für selbstverständlich zu halten, dass ein Körper immer funktioniert. Man bringt seinem Körper mehr Wertschätzung entgegen und seiner Gesundheit mehr Achtsamkeit.
Man sollte versuchen, die Krankheit als etwas zu akzeptieren, das einem ab sofort das ganze Leben begleitet, denn dadurch kann man auch lernen worauf es ankommt, wenn man gut damit leben möchte, nämlich darauf, dem Körper und der Seele seine ganze Aufmerksamkeit zu schenken.
Meistens leben wir mit dem Gedanken im Kopf, dass wir immer funktionieren müssen und es fällt uns schwer, in erster Linie an uns selbst zu denken. Alles scheint wichtiger, aber am wichtigsten ist es, dass wir uns um uns selbst kümmern. Um glücklich zu sein, sollte uns Selbstfürsorge auf unserem ganzen Lebensweg begleiten. Dazu gehört, dass man lernt, dass man der wichtigste Mensch im Leben ist und man sich mit ganz viel Liebe um seine eigene „Heilung“ kümmern muss. Dazu gehört… höre auf deinen Körper, ruhe dich aus, aber nicht zu sehr, beweg dich, aber nicht zu sehr. Höre immer wieder in dich hinein. Stelle, wenn möglich, deine Ernährung um, mache Spaziergänge, gern auch am Strand oder im Wald, versuche es mit Yoga, schaffe dir kleine Inseln der Ruhe und Entspannung, eventuell durch Meditation.
All das zaubert deine Krankheit zwar nicht weg, aber du schaffst es dadurch sie besser zu akzeptieren, fühlst dich trotzdem gesünder und stabiler im Umgang mit ihr. All das kann eine wunderbare Reise mit dir selbst werden, eine Reise mit viel Achtsamkeit und Selbstliebe.
